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„Das dritte Herz des Oktopus“ – schon heute das Beste aus den Klimakunden holen

Aktualisiert: 27. März

Beurteile ein Buch nicht nach seinem Umschlag. Wen überrascht's, dass das Gleiche auch für Vinyl-Schallplatten gelten soll – beurteile eine Platte nicht nach ihrem Cover. Doch genau das tun wir jetzt und sollten es uns ruhig öfter zugestehen. Denn bei dieser scheinbar oberflächlichen Beurteilerei geht es um das Marketing von Büchern oder besser gesagt von ihren Inhalten. Was auf Umschlägen steht, kann uns einiges über die Welt erzählen, in der Inhalte gelesen werden und über jene, welche sie dort verkaufen.


Wer das Sortiment und den Service von Rossmann zu schätzen weiß, wird bei einem Besuch im Regalbereich Ideenwelt dieser Tage auf ein Buch stoßen. „Das dritte Herz des Oktopus“. Ein Klima-Thriller, der Fragen aufwirft. Fragen, die auch im Marketing und bei deiner Textkreation nicht fehlen dürfen. So aber hast du sie dir wohl noch nie gestellt!


Wie kann man aus anderen Menschen das Beste herausholen? Eine Frage, über die man mit Unternehmer*innen oder ihren Marketingabteilungen lange und in verschiedenen Varianten brüten kann. Nur das Allerbeste für Ihre Kund*innen und Leser*innen hatten auch ein bescheidener Herr Dirk Rossmann und Ralf Hoppe im Sinn, als sie sich den Plot für das „Das dritte Herz des Oktopus“ ausdachten. Keine Geschichte über exotische Nahrungsergänzungsmittel, sondern Rossmanns dritter Klimakrimi:

„Wie kann man sie überzeugen, zur Einsicht bringen? Oder sogar  ändern?“ (Schutzumschlag)


Wir schreiben das Jahr 2032

Es sieht gar nicht gut aus. Auch in der Zukunft stellt sich immer noch die Frage, wie man aus unbedarften Menschen bessere Menschen für den Klimaschutz machen kann. Denn mit dem Klimawandel hat das nicht ganz so geklappt, wie man sich es heute noch erhofft. Eine „Weltregierung“ kämpft gegen die Klimakatastrophe. Und das liegt vor allem daran, dass sich immer noch viel zu viele Menschen „sperren und sträuben“. Wogegen bleibt vorerst ein Geheimnis, welches für die präsentierten Lösung zum Klimaproblem aber nicht gelüftet werden muss.


Ein „ehrgeiziger Wissenschaftler“ hat einen Parasiten entwickelt, der das Denken der Menschen verändern kann und die sperrigen Menschen zu besseren Menschen machen könnte. Klingt das gut?


Zum „Weiterdenken“

In der kommunikationsstrategischen Praxis sind solche Marketing-Parasiten natürlich noch Science-Fiction. Heute gilt es, den harten konzeptionellen Weg mit ein wenig KI-Unterstützung zu gehen, wenn es mal wieder heißt: Wie kann man aus neuen Kund*innen das Beste herausholen? „Wie kann man sie überzeugen, zur Einsicht bringen? Oder sogar  ändern?“ Das sind Überlegungen, die zu nötigen Einstellungsänderungen beitragen. Denn die Konkurrenz schläft ja bekannterweise nie: Hier bin ich Mensch, hier kauf ich ein“ (DM), das denken sich auch diejenigen, die immer wieder zwischen guten und besseren Drogerieketten entscheiden müssen. Auch der Umgang mit dem Klimaproblem bietet da Orientierung.


So ergibt es schon Sinn, wenn man sich bereits heute fragt, wie aus den Menschen der Zukunft bessere in der Gegenwart werden können. Demnach kann man zum Beispiel ein gruseliges Buch schreiben und es gemeinsam mit Eckhart von Hirschhausen vermarkten. Für ihn wird der Klima-Thriller ein handfester Call-to-Action im Sinne seiner Idee der Übernächstenliebe sein. Kurz zur Erklärung: Ohne die Steigerung „über“ wäre das eingestaubte, zwischenmenschliche Prinzip für klimastrategische Überlegungen einfach nicht brauchbar.

„Wem die Gegenwart nicht spannend genug ist, findet hier einen packenden Stoff zum Weiterdenken“ Eckart von Hirschhausen auf dem Schutzumschlag von „Das dritte Herz des Oktopus

Weiterdenken. Das ist nun wirklich zum Fürchten. Für Herrn von Hirschhausen hieß es in der Klimatram nämlich noch: „Wir schaffen es gemeinsam oder gar nicht.“ Und jetzt? Eine „Weltregierung“ – Heil bringende Psychoparasiten, die von skrupellosen Verbrechern begehrt werden? Sollte man Weiterdenken nicht von Fiktion unterscheiden – nur so nebenbei, um vorsichtshalber nicht irre zu werden? Cli-Fiction bleibt Cli-Fiction und gesunde Menschen, die brauchen keine Parasiten.


Vielleicht – und nur wenn man mal weiterdenkt – könnte das Problem mit dem „sperren und sträuben“ gar nicht bei den theoretisch verbesserungswürdigen Menschen aus der Zukunft liegen. Könnte es nicht auch sein, dass es sich bei den besseren Menschen der Gegenwart eingenistet hat? Vielleicht sperren diese Unverbesserlichen sich gar nicht bzgl. einer Verantwortung dem Klima gegenüber. Vielleicht sperrt sich so mancher eher gegen die suspekten Vorstellungen der Autoren und der Empfehlenden, die vielerlei Inkompatibilität bei der Zwischenmenschlichkeit in der Zukunft sehen.


Es könnte ja sein, dass diese sperrigen Menschen aus jener Zukunft schon viele andere Bücher in der Hand hielten. Bücher, in denen es nie ein gutes Zeichen war, wenn Menschen beim Weiterdenken auf die Idee kamen, sich gewaltsam des Denkens anderer zu bemächtigen. Wer nicht so viel las, dem spielt sein Unterbewusstsein – in Anbetracht dieser Form des ‚Weiterdenkens‘ – vielleicht eine warnende Melodie ab. Natürlich nur, um nicht versehentlich der Weltrettung auf den Leim zu gehen: „der Pinky und der Brain, der Pink und der Brain, Brain, Brain, Brain ...



Zum Vordenken

Es mag sein, dass Herr Rossmann und Herr von Hirschhausen Menschen benötigen, um im Rahmen ihres Content-Marketings dabei zu helfen, das Weltklima zu retten. Aber das vermasselte Klima der Zukunft kann sich beim näheren Hinsehen als populäre Kommunikationsproblematik der Gegenwart herausstellen. Viele Menschen, für die das Klima durchaus wichtig ist, werden bei der Gleichung „bio-manipuliertes Denken = bessere Menschen“ schon beim Schutzumschlag aussteigen. Aussteigen, weil das Prädikat „visionär“, welches auf den Aufstellern vor den Rossmann-Filialen noch ernsthaftes Vordenken versprach, sich ihnen bestenfalls als Parodie präsentiert.


Bei diesen Menschen müsste mit viel Fingerspitzengefühl und Credibility ein simpler Schutzmechanismus umgangen werden, der sie davor bewahren will, vor lauter „Übernächstenliebe“ nicht kotzen zu müssen. Eben, weil sich mit der Intelligenz der Tintenfische noch viele andere Menschen auf diesem Planeten bestens auskennen. Diese wissen nämlich, dass die Klimarettung nicht von Psychoparasiten, sondern von nachhaltiger Kommunikation maßgeblich abhängen wird.


Der Stoff, aus dem die Albträume sind – Kohlenstoffdioxid – entfaltet seine albtraumhafte Wirkung nämlich über ein simples Plausibilitätsmuster: die schlimme Alternative. Wenn wir jetzt nicht etwas tun, müssen wir später noch viel mehr tun. Oder wenn wir jetzt nicht handeln, dann … Das erzeugt natürlich Druck. Ob dieser nun gerechtfertigt scheint oder nicht, spielt überhaupt keine Rolle. Nicht unbedingt alle Menschen lassen sich unter Druck setzen oder in eine dystopische Zukunft entführen. Das ist einfach so, und daran wird kein Klima-Thriller oder festgeklebter Aktivist etwas ändern können.


Gute Kommunikation schon, die kommt ohne Druck aus. Sogar Väterchen Klima selbst gibt inzwischen zu, dass die 5 vor 12 Rhetorik nicht mehr zweckmäßig sei: Man wolle nicht länger mit „apokalyptischen, dystopischen Warnungen Politik machen oder sich darüber definieren. Also müsste man es doch etwas leichter und stressfreier machen können, das Klima zu retten und alle mitnehmen. Oder nicht?


Einfach das Drama und die emotionale Erpressung gegen Konstruktivität und echte Zukunftsvisionen austauschen. Die Extraportion Weltuntergang ist heutzutage ja nicht die eingängigste Lösung. Das verstanden schon jene brillanten Köpfe, die mit dem Duft von Bratwürstchen Appetit auf Impfstoffe machen konnten. Und bescheidene Drogerieketteninhaber haben mit Sicherheit erst recht eine Ahnung davon.


Warum das besser funktioniert, wird übrigens am stressfreien Arbeits- und Familienalltag liegen, den die allermeisten Menschen heutzutage fast ohne Unterbrechung genießen. Und um dessen Verbesserung sich Drogerie-Marketer*innen in Sachen Lifestyleoptimierung tagtäglich einen Kopf machen dürften.


Also? Es ist doch nur ein wenig mehr CO₂, das wir gemeinsam einsparen müssten, oder nicht – oder doch?


Doch! Und deswegen kannst du über den Newsletter von kopfstand, dem Blogmagazin für Text- und Medienkultur, noch mehr Inspiration für Umwelt- und Klima-Kommunikation erhalten:




Text Quellen

- Schnetz, Jakob und Tobias Haberl, (2023): „Ich warne Sie: Ich habe nur Hauptschule“. SZ Magazin. [Artikel] abgerufen am 25. Oktober 2023: https://sz-magazin.sueddeutsche.de/literatur/dirk-rossmann-interview-drogerie-literatur-roman-oktopus


- Deutsches SchauSpielHaus (2023): „Dirk Rossmann und Ralf Hoppe mit Eckart von Hirschhausen“, [Porträt], abgerufen am 20. Oktober 2023: https://schauspielhaus.de/stuecke/dirk-rossmann-und-ralf-hoppe-mit-eckart-von-hirschhausen


Video Quellen

- MATERNUSHAUS (2023): „Eckart von Hirschhausen – Übernächstenliebe für den Klimaschutz“ [Video], DOMRADIO auf YouTube, abgerufen am 20. Oktober 2023: https://www.youtube.com/watch?v=UCRNZU11A5M&t=234s


- Berlin4Future (2022): „KlimaTram nimmt Betrieb in Berlin auf“ [Video] YouTube, abgerufen am 20. Oktober 2023: https://youtu.be/N5kASrckpPY?feature=shared&t=8


- Robert Habeck 2023 Regierung BW: „Gemeinsam handeln (2023): Die Gesellschaft in der Transformation“ [Video] YouTube abgerufen am: 5.11.2023 https://www.youtube.com/watch?v=kfO9jaxwy_o


- funkkolleg. (2023): „Klimawandel: Warum ein schlechtes Gewissen nichts bringt | funkkolleg. Klima | Folge 1.“ [Video] YouTube abgerufen am: 1.11.2023: https://www.youtube.com/watch?v=kfO9jaxwy_o


Bild Quellen





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